Geschichte der Elektrifizierung

Für die Rhätische Bahn ist die Abhängigkeit von Kohlelieferungen aus dem Ausland, hauptsächlich aus Deutschland, gross. Schon vor dem 1. Weltkrieg ist die eingeführte Kohle knapp, zeitweilig wird die Einfuhr sogar ganz eingestellt. Die Preise steigen auf das Dreifache und machen der Bahn schwer zu schaffen. Mit Beschränkungen im Fahrplan wird versucht, den Betrieb aufrecht zu halten, an Sonntagen muss er zeitweilig ganz eingestellt werden. Man verfeuert auch ein Menge Holz aus der Region, welches aber wenig Brennwert hat. Eine Alternative musste her!

 

Kummler & Matter Aarau
Kummler & Matter Aarau

Dr. Planta, der erste Präsident der 1904 gegründeten Brusiowerke bei Campocologno, ist die treibende Kraft bei der Elektrifizierung. Mit dem Bau der elektrischen Bernina Bahn ist die Stromzufuhr via Fahrleitung über den Pass vorhanden und deshalb wird beschlossen, die neue Strecke von Bever nach Scuol zu elektrifizieren. Nach Ende des ersten Weltkrieges stellt der Bund 1919 zusätzlich ein gross-zügiges Darlehen von 17 Millionen zur Verfügung. Damit ist der Weg frei für die Elektrifizierung des ganzen Netzes. Die Fahrleitung wird in folgender Reihenfolge gebaut:

  • 1913 St. Moritz und Pontresina - Samedan - Scuol
  • 1919 Bever - Filisur - Thusis und Filisur - Davos Dorf
  • 1920 Davos Dorf - Klosters
  • 1921 Klosters - Landquart - Chur - Thusis (Ringschluss)
  • 1922 Reichenau Tamins - Disentis/Mustér
Kummler & Matter Aarau
Kummler & Matter Aarau

Den Auftrag für den Fahrleitungsbau erhalten die Zürcher Firma Baumann, Kölliker & Co sowie die Aargauer Leitungsbauer Kummler und Matter. Auf der Strecke werden unimprägnierte Lärchenholz-masten, in den Stationen Eisenkonstruktionen verwendet (siehe die beiden Aufnahmen). Die Arbeiten sind vor allem in den Tunnels anspruchsvoll, aber die Versuchsfahrten verlaufen so erfolgreich, dass den ausführenden Unternehmen eine stolze Prämie von 20'000.-- Franken ausbezahlt werden. Zur Anwendung kommt die bis heute übliche Wechselspannung von 11'000 Volt und die Frequenz von 16 2/3 Hertz.