Chur - Disentis
1904 werden die ersten vier G 4/5 ausgeliefert, darunter auch die No. 104, welche am 12. August in Betrieb genommen wird. Das Bild wird vermutlich kurz nach der Auslieferung aufgenommen, die Lok sieht neu aus. Nach der Betriebseröffnung 1912 von Ilanz nach Disentis verkehren auf dieser Linie vor allem Dampflokomotiven dieser Serie.
Die Fahrt durch die zerklüfte Rheinschlucht ist ein Genuss. Von Reichenau bis nach Ilanz. schlängelt sich die Strecke dem Fluss entlang und offenbart eine naturbelassene und wilde Landschaft. Diese wurde vor rund zehntausend Jahren vom Flimser Bergsturz mit einem Volumen so gross wie der Vier-waldstättersee geformt. Der Bergsturz war gewaltig und ist der Grösste in der Schweiz.
Besonders spektakulär sind die einzigartigen Felsformationen bei Versam. Um diesen auszu-
weichen überquert die Strecke unterhalb des Bahnhofs den Vorderrhein. Der Verlag Maggi Ilanz hat in dieser Umgebung
einige Bahnobjekte aufgenom-men, meistens allerdings ohne Züge. Gegenüber des Bahnhofs Versam sind die Felsformatio-nen am Eindrücklichsten.
Bei der Eröffnungs-Zeremonie
von 1903 hält Moritz Maggi das Geschehen in Ilanz fest. Er gestaltet zur Erinnerung an die Feier eine Mehrbild- Jugenstilkarte im Stile des
bekannten Engadiner Photo- graphen Simon Tanner. Und wie man sieht, Moritz ist kein Eisenbahnfan. Es fehlt eine
schön rauchende Dampflok.
Das ist das grosszügig gebaute Stations-gebäude von Ilanz. Neben den Fenstern des zweiten Stockes hängt noch ein kleiner Rest des Einweihungsschmuckes. Die Architektur des Bahnhofs unterscheidet sich deutlich
zu den aus Holz gebauten Stationen der Albulabahn; der Baustil erinnert eher an die grösseren Bahnhöfe im Engadin.
Diesen Ausschnitt finde ich sehr interessant, handelt es sich doch um den Einweihungstag der neuen Bahnlinie Reichenau - Ilanz vom 01. Juni 1903. Der Sonderzug ist eingetrof-fen und die vielen Menschen geniessen die Aktivitäten der Festlichkeiten. Später wird auch noch ein Umzug im Dorf stattfinden. Beeindruckend, wie viel Grünfläche sich noch um den Bahnhof befindet. Es wird weitere neun Jahre dauern, bis die Strecke nach Disentis weitergebaut und Ilanz zum Durchgangsbahnhof wird. Zuerst bewilligt die Direktion die beiden Streckenabschnitte Samedan - Pontresina und Davos - Filisur.
Am 04.. Oktober .1903 stempelt der Posthalter die Karte in Ilanz, bereits einen Tag später erreicht sie Grono. Obwohl mit Dampf und Postkutsche unter-wegs ist die Zustellung beachtlich schnell.
Am 10. April 1910 beginnen unter der Leitung von Chefingenieur Peter Saluz (siehe Davos - Filisur) die Bauarbeiten. Die Strecke wird dabei in vier Lose eingeteilt: Ilanz–Petersbach, Petersbach–Trun, Trun–Sumvitg-Cumpadials, Sumvitg-Cumpadials–Disentis. Die ersten beiden Abschnitte machen keine Schwierigkeiten, da sie am Talboden entlangführen und nur, wenn die Strecke sich dem Fluss nähert, Aufschüttungen und Dämme erfordert.. Die anderen beiden Teilstrecken erfordern den Bau von Kunst-bauten und Tunnels. Der Bahnhof Disentis wird im Gegensatz zu allen anderen Bahnhöfen grösser gestaltet, da die Rh.B. auf den Hinblick der Streckeneröffnung der Furka-Oberalp-Bahn plant. Da
die Bauarbeiten an der gesamten Strecke zügig vorangehen, kann diese bereits nach zwei Jahren Bau-zeit am 30. Juli 1912 feierlich eröffnet werden.
Der Russein Viadukt ist eines der wenigen spektakulären Bauwerke auf der Vorder-rheinroute. Dazu ein Bild während seiner Entstehung Ende September 1911. Bereits einen Monat
später sind die 20m weiten Wölbungen mittels schöner Granitquader geschlossen. Bekannt ist auch die im Jahre 1857 eröffnete Holzbrücke, welche sich unmittelbar neben dem
Viadukt befindet (siehe Karte unten).
Das ist die originale "Carta Festiva", die
eigens zum Eröffnungstag vom 30. Juli 1912 kreiert wurde. Der Künstler J. E. Wolfensberger hält sich an die regionalen Begebenheiten und verwendet die romani-sche Sprache. Die Vorgabe für seine küns-tlerische Idee ergibt sich mit den beiden
einzigartigen Russein Brücken.
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Fantastisch, dass die Festkarte
am Eröffnungstag in Disentis
fachmännisch abgestempelt wird.. Das macht sie meiner Meinung nach vollkommen.
Für die Einwohner der Surselva mag die Eisenbahn einen grossen Fortschritt bedeuten, die Verlierer
dabei sind die Fuhrleute und die Postkutschen-Betreiber mit ihren Angestellten. Am 31. Juli 1912
fährt die geschmückte Oberland-Kutsche mit dem Postillon Julius-Anton Nay ein letztes Mal über die ursprüngliche Russeinbrücke.
Endstation Disentis. Es ist eine der wenigen übersichtlichen Bahnhof-Ansichtskarten, meistens wird er aus der Ferne photographiert. Nicht, dass sich die Photographen für die Bahn interessieren würden, sie wollen das Kloster im Mittelpunkt haben und der Bahnhof wird dabei automatisch integriert. Diesem fehlt noch die Drehscheibe, doch der Eröffnungstag naht und schon bald erreichen die Geistlichen das Kloster auf der Schiene.