Künzli & Tobler Zürich
Künzli & Tobler Zürich

Bei Cinuskel, auf romanisch Cinuos-Chel, wird das Tal enger und der Weiler markiert die Grenze zwischen dem Ober- und Unterengadin. Die Ge 2/4 befindet sich mit ihrem Zug unmittelbar vor dem Bahnhof. Cinuskel ist für mich speziell, weil ich hier mein erstes Schulsommerlager verbringen durfte. In der Natur rumfläzen, spielen, Hütten bauen, Ausflüge ins Val Trupchun und Val Susauna, Disco am Abend….das sind schöne Erinnerungen!

D. Mischal Schiers
D. Mischal Schiers

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Innviadukts fotographiert D. Mischal aus Schiers die Brücke. Es fehlen die Oberleitung und das Geländer. "Es sei eine der charakteristischen, trotz ihres eleganten, leichten Bogens kraftvoll dastehenden Steinbrücken der Rhätischen Bahn, wie wir sie ähnlich von Solis und Wiesen her kennen", so die Schweizerische Bauzeitung vom 18. Januar 1913. Das Lehrgerüst wird auch für den Bau des Val Tuoi Viadukts verwendet.

J. Feuerstein Schuls
J. Feuerstein Schuls

Eine typische Engadiner Kompo-sition überquert die Brücke nord-wärts in Richtung Bever. In süd-licher Richtung erreicht die Bahn nach Befahren schön klingender Viadukte wie Val Mela, Val Verda, Val S-chüra oder Tan-termozza die Ausweichestation Carolina und das Dorf Zernez. 


Verlag unbekannt
Verlag unbekannt

Zwischen Cinuos-chel und Zernez ist die Lokomotive Ge 4/6 No 301 mit einem Personenzug bei Carolina. unter-wegs. Es ist geologisch ein schwieriges Gelände, aber mit dem erfahrenen Ing. Friedrich Hennings und dem tou-ghen Bauleiter Hans Studer, welcher schon den Wiesner Viadukt gebaut hat, gelingt auch dieses Unternehmen. Mehr zu kämpfen hatten die Mineure zwischen Guar- da und Scuol. Der Felsdruck beim Tunnelbau ist enorm, die Gesteinsschichten sind locker und immer wieder gibt es Wassereinbrüche. Schluss- endlich gelingt der Durch-stich des Vortriebsstollen Magnacun und Tasna, die  Mauerung und den Vollausbruch bis im April 1913 zu vollenden. Der Eröffnung im Sommer steht somit nichts mehr im Wege.  

 


Ein optisch attraktiver Viadukt überquert das Val Mela. Bei der Konstruktion ereignet sich am

29. August 1911 ein tragisches Unglück, bei dem zwölf Arbeiter ums Leben kommen. Das Lehr-gerüst stürzt dreissig Meter in die Tiefe, die Ursache konnte nie aus-gemacht werden. Mit einem neuen Holzgerüst wird die Aufmaue-rung des Hauptbogens dennoch rechtzeitig fertiggestellt.

  

J. Feuerstein Schuls, gestempelt 11. September 1913
J. Feuerstein Schuls, gestempelt 11. September 1913

Im März 1913 wird die 391. aus-geliefert. Die Firma AEG Berlin 

rüstet die Lok elektrisch aus, der deutsche "Look" ist an den Strom-abnehmern ersichtlich. Nachdem die Rh.B. für die 391 keine Ver-wendung mehr hat, wirbt sie die AEG 1980 zurück. Seitdem be-findet sie sich im technischen Mu-seum in Berlin. Aufmerksamkeit erhält die Lok durch Fotos vom Unfall anno 1937; sie fährt bei Susch auf ein Schneerutsch und stürzt in den Inn.

Verlag AEG
Verlag AEG

Westlich vom Bahnhof Zernez überfährt die Engadin Bahn den Fluss "Spöl", der vom Ofenpass her fliessend in den Inn mündet. Zernez ist der Ausgangspunkt in den Nationalpark oder weiter in Richtung Vinschgau. 1872 wütet wie einst in vielen Ortschaften Graubündens ein Brand und  zerstört dreiviertel der Häuser. Die Ansichtskarte vom Verlag  finde ich kräftig coloriert, es gibt sie auch in Schwarz-Weiss.

Edition Guggenheim & Co Zürich
Edition Guggenheim & Co Zürich

Edition Guggenheim & Co Zürich
Edition Guggenheim & Co Zürich

Im Gegensatz zu den einfachen Holzkonstruktionen, welche auf der Albulalinie gebaut werden, gestaltet der Rhätische Bahn Architekt Minrad Lorenz die Engadiner Bahnhöfe entsprech-end den klimatischen Beding- ungen; mit dicken Mauern und kleinen Nischen für Fenster und Türöffnungen. Nach Engadiner Art verziert er sie mit lokal-typischen Freskomalereien. Ein

Personenzug ist eingetroffen.


Verlag Photo Bär Zürich, gestempelt 27. Juni 1917
Verlag Photo Bär Zürich, gestempelt 27. Juni 1917

Ein Dorf weiter liegt Süs. Der Verlag Bär scheint begeistert von der Engadiner Architektur zu sein. Die Karte gestaltet er mit pittoresken Gebäuden des Dorfes und auch der Bahnhof passt bestens dazu. Der Name Süs wird 1943 in Susch unbe-nennt. Bis zum Bau der Bahn lebt das Dorf vorwiegend vom Durchgangsverkehr, der Säume- rei und dem Ertrag einzelner bäuerlicher Betriebe. 


Edition Photoglob Zürich, gestempelt 18. August 1910
Edition Photoglob Zürich, gestempelt 18. August 1910

Der Personen- und Gütertrans-port wird mit Kutschen, Karren und Pferden bewältigt. Soeben ist vor dem Hotel Rhätia eine Vier-

spänner-Kutsche von Davos her angekommen. Im Hotel ist auch eine Post Telegraph integriert.

Die Pferdekutsche befindet sich

auf der Durchreise in Richtung Oberengadin und die Reisenden gönnen sich nach der stunden- 

langen Fahrt eine Verschnauf- pause. In absehbarer Zeit wird die Bahn das Reisen erleichtern.


Diese eher seltene Ansichtskarte veröffentlichet der Carl. Künzli Tobler Verlag auf der Strecke zwischen Süs und Lavin. Der Zug hält extra für den Photographen an. Soeben hat er den Valauta-tunnel durchfahren, er würde heute nach wenigen Minuten die Tunnelstation Sagliains erreichen. Vorgespannt ist die Lokomotive Ge 2/4 202. Wegen Getriebe-schaden wird sie im Jahr 2001

ausrangiert und kurze Zeit später

abgebrochen.

Carl Künzli Tobler Zürich
Carl Künzli Tobler Zürich

Das ist eine meiner schönsten Unterengadin Karten; Ardez mit dem Stationsgebäude, dem ty-pischen Transformerhaus und

dem Güterschuppen. Markant

am Ortsbild ist die Ruine Steins

berg, von welcher die Ansichts-karte aufgenommen wurde. Ein Zug aus Scuol fährt soeben in den Bahnhof ein. Das Gebäude konnte all die Jahre überstehen und auch das Transformerhaus

ist immer noch gegenwärtig.

Edition Guggenheim & Co Zürich, gestempelt 04. August 1915
Edition Guggenheim & Co Zürich, gestempelt 04. August 1915

Unglücklicherweise passiert im

März 1927 ein Unfall zwischen Guarda und Ardez. Vor dem Magnacuntunnel stürzt ein Fels

auf das Trassee und bringt den herannahenden Personenzug zur Entgleisung. Die Ge 2/4 206 wird gegen die Mauerkante des Tunnelportals gedrückt und die angehängten Wagen verkeilen sich ineinander. Dabei stirbt der Lokführer und neun Fahrgäste werden verletz.t. 

 

Ansichtskartenverlag G. Sommer Samaden
Ansichtskartenverlag G. Sommer Samaden

Der Samedaner Verlag Sommer photographiert den Sündenbock des tragischen Unfalls, betitelt als Unglücks Stein. Die kleine Lokomotive kann einen solchen Brocken nicht von den Schienen verdrängen, sie wird von ihm von den Schienen gehoben. Ein wei-terer Unfall passiert 1937 bei Susch, als die Lok 391 in einen Schneerutsch fährt, entgleist und in den Inn stürzt (Bericht siehe unter Zeitung Läckerlis). 

Ansichtskartenverlag G. Sommer Samaden
Ansichtskartenverlag G. Sommer Samaden

Die BBC wirbt mit einer neuen Lokomotive in der Station Ftan.

2016 ereignet hier ein Desaster mit einem Bären. Ein Mutzgi erleidet beim Kontakt mit der Bahn Prellungen, zottelt aber leicht angeschlagen weiter. Er erholt sich, allerdings erledigen Jäger das Tier Jahre später. Es wird noch heute gemunkelt, dass kurz darauf der Wirt des Hotel Bären die besten Bärenkoteletts

in der Region servierte.

A. G. Brown Broveri & Co, gestempelt 16. März 1918
A. G. Brown Broveri & Co, gestempelt 16. März 1918

Künzli & Tobler Zürich, gestempelt 10. Juli 1916
Künzli & Tobler Zürich, gestempelt 10. Juli 1916

Nach der wunderbaren Aussicht

auf das berühmte Schloss Scuol Tarasp erreicht die Eisenbahn den Kurort Scuol. Kuren ist in der Jugenstilzeit beliebt und die Hauptattraktion ist natürlich das "Bogn Engadina, ein Mine-ral- und Gesundheitsbad. 1369 wird es erstmals erwähnt. Teil-weise noch bestehende Bauten wie die Trinkhalle vermitteln einen Eindruck der damaligen Bäder-kultur.  


Edition Photoglob Zürich
Edition Photoglob Zürich

Und das schöne Bergpanorama ist einen Aufenthalt allemal wert. Im Herbst finde ich die Landschaft

besonders, die gelb-orangen Wälder an einem klaren sonnigen Tag sind unbeschreiblich. Auffallend am Bahnhof ist seine Grösse und auch die Gleisanlagen sind grosszügig angelegt. Wie bereits in S. Moritz

nach Italien schliesst die Rhätische Bahn eine Streckenweiterführung in Richtung Österreich nicht aus.