In Disentis verbindet sich das Streckennetz der Rhätischen mit demjenigen der Furka Oberalp Bahn.
Die FO Strecke führt durch drei Täler und über zwei Pässe in das 100km entfernte Brig. 1914 wird das erste Teilstück von Brig nach Gletsch eröffnet, die weiteren Bauarbeiten kommen wegen des ersten Weltkrieges arg ins Stocken und erst 1925 kann der vollumfängliche Betrieb aufgenommen werden. Bis 1942 fahren Dampflokomotiven. Damit während des zweiten Weltkrieges eine militärische Alpen- verbindung verfügbar ist, wird mit Bundesgeldern der Oberalp wintersicher ausgebaut und das Netz komplett elektrifiziert. Auf dieser Aufnahme zu Ehren "100 Jahre Schweizer Bahnen" treffen sich das Rh.B. Krokodil No 405 und die FO Dampflokomotive HG 3/4 No 7 in Disentis.
Durch grüne Matten und Wiesen fährt der Dampf- zug Disentis entgegen. Das
Dorf erscheint mir noch
unverbaut und verträumt zu sein, das um 700 ge-gründete markante Bene-diktinerkloster prägt die Ortschaft. Um das letzte steile Gefälle zum Bahn-hof zu überwinden, wird der Zug ein letztes Mal die Zahnräder benötigen.
Der obere Part des Rhein-
tals in Richtung Oberalp-pass ist gebirgig, deshalb muss die Bahn in Galerien verlegt werden. Nach Aus- fahrt der Selva Galerie überquert der Glacier Ex-press die Val Giuf Brücke Hinter der Lokomotive ist der Mitropa Speisewagen
eingereiht, welcher seine Gäste nach St. Moritz in gemütlichen Ambiente ver-
köstigen wird.
Der Oberalppass befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Tujetsch. Sein Wahrzeichen ist der leicht angestaute Oberalpsee In
südlicher Richtung liegt der
Tomasee, welcher als die Quelle des Rheins gilt. Die FO Bahn verkehrt seit der Elektrifizierung ganzjährig über den Pass, zur Zeit des Dampfbetriebs bleibt er im
Winter geschlossen.
Das ist das ursprünglich Trassee entlang des Sees. Die Reisenden des Glacier Expresses geniessen noch das Panorama, 1940 wird die Strecke begradigt und eine Lawinenverbauung er-richtet Mit der Höhe von 2044m gilt der Oberalp-pass als eine der höchsten Bahnübergänge überhaupt.
Ein Kurzzug aus Andermatt ist unterwegs in
Richtung Disentis. Der Fotograph hat die som-merliche Alpromantik eindrücklich inszeniert. Doch im Winter ist es hier mehr als gefährlich und es kam, wie es kommen musste 1951 löst sich eine Lawine und zerstört das traditionelle Kurhaus Oberalpsee. Trotz Schutzverbauungen rutschen immer wieder mal Schneemassen den Berg hinunter und gefährden den Bahnbetrieb.
Diese Begegnung des Glacier Express mit einem Gegenzug ist schon lange nicht mehr möglich. Heute weist noch eine bewachsene Rampe auf
die ehemalige Station Ober-alpsee hin, alle Kreuzungen finden in Nätschen oder auf dem Pass selbst statt. Das Photo dürfte kurz nach dem Bau der Gallerie entstanden sein. Arbeiter bauen an der neuen Strasse, das Kurhotel Oberalpsee ist noch präsent
Die Schneeräumung ist auf-wendig, aber mit einer der
drei neuen Schleudern Xrot
e 4931 - 4933 kommt der Bahndienst zügig voran. Sie werden zwischen 1940 und 1945 gebaut. Geschoben wird die Schleuder von einer HGe 4/4, auf diesem Photo von der erst kürzlich abgelieferten Nummer 33. Sie nimmt den Dienst 1940 zusammen mit ihren Schwesternloks 31, 32 und 34 auf.
Voller Wintereinsatz und der Schnee stäubt. Vor der Elek-trifizierung besitzt die Furka Bahn keine eigene Schleuder und leiht sich bei dringenstem Bedarf schon mal die R 12 von der Rhätischen Bahn aus.
Nebst den formschönen HGe 4/4 Lokomotiven liefert die SLM/BBC/SAS fünf Trieb-
wagen mit den Bezeichnungen BCFhe 2/4 No. 41-43 und CFhe 2/4 No 44-45. Die 41 erhält einen creme-blauen Anstrich und verkehrt auf der Schöllenenbahn, die rest-
lichen vier Triebwagen sind dunkelrot lackiert und für die FO bestimmt. Auf dieser Aufnahme befindet sich die No 43 unterhalb Nätschen.
Andermatt wird mit dem Bau des ersten Urnerskilifts als Winterkurort salonfähig. Es ist erst die dritte Schleppliftanlage in der Schweiz., 1937 wird sie in Betrieb genommen. Der erste Skilift erhält Davos 1934 (Bolgenlift), bereits ein Jahr später wird der Suvretta Bügellift in St. Moritz eingeweiht Die welterste patentierte Schleppanlage befand sich von 1906 - 1914 in Schollach (Schwarzwald).
Für den Transport auf den Andermatter Hausberg ist der Sportpendel zuständig. Zwei Personen- sowie ein offener Güterwagen sind der Dampflok vorgestellt, welche den Zug bergwärts schiebt. Auf dieser Karte vom Kunstverlag Goetz geht es im Gegensatz zur obigen Aufnahme gemächlich zu. Es würde mich interessieren, ob da oben alle Skifahrer Ihre Latten wieder finden.
Ein neuer Zug fährt kurz nach der Elektrifizierung. in Richtung Disentis. Für die
Mitfahrenden ist die Sicht auf das Bergmassiv und das Urserntal wunderbar. Noch
eindrücklicher ist es, wenn die Sonne hinter dem Furka
untergeht und einzigartige Schattenspiele an den Berg-flanken des Oberalp Passes entstehen.
Wie bei der Rhätischen Bahn gibt es auch bei der FO ei- nige beliebte Photo Hotspots.
Ein solcher befindet sich bei der 180 Grad Kurve unter-halb von Nätschen. Zur Ab- wechslung ist die Kamera aber nicht in Richtung Tal-sohle ausgerichtet, sondern
gegen die Schöllenen und der Göscheneralp
Der Glacier Express. schlängelt sich auf der Zahnstangen Strecke den Berg hinauf. Es wurde das System "Abtscher" verbaut. Dieses lässt Steigungen bis max. 110 Promille zu. Ursprünglich wollten die französischen Geldgeber der BFD (Brig-Furka-Disentis Bahn) ein Zahnstangen - System namens "Hanscotte" anwenden, welches eine Steigung bis 90 Promille zulässt. Dies verhindern die Bundesbehörden aber mit Konzessionsbestimmungen.
Unglaublich, aber geplant: Nach dem zweiten Weltkrieg sollte das ganze Urserntal zwecks Strombedarf in einen Stausee verwandelt werden. Das Stausee Projekt wird
aber mit Erfolg vom Volk bekämpft., ein Hoch auf die Schweizer Demokratie. Ab-gesehen davon, es wäre un-
verzeihlich gewesen, dieses schöne Hochtal zu fluten.
Eindrucksvoll schwebt die weisse Rauchfahne ob dem verschneiten Andermatt
Diese Ansichtskarte ist auf der Rückseite schlicht und einfach mit "Heimat" angeschrieben. Nun ja, sehr romantisch, aber ob die Andermatter da nicht ein anderes Motiv bevorzugt hätten (Tell und Walterli mit Geisli oder so...)? Vielleicht wäre auch eine Colorierung von Vorteil gewesen und die hübsche Blumenwiese vor der Lokomotive käme somit auch heimatlicher zur Geltung.