Bellinzona - Mesocco
In den grossen Täler des Tessins und Graubündens werden zu Beginn des letzten Jahrhundert einige Bahn-strecken gebaut. Seit 1907 verbindet im bündnerischen Misox eine Schmalspurbahn die beiden Ortschaften Mesocco mit Bellinzona. Gegründet als Society Ferrovia elettrica Bellinzona-Mesocco ist das Unterneh-men bis 1942 selbstständig, danach integriert die Rhätische Bahn den Betrieb in ihr Stammnetz. Wegen
wirtschaftlichen Schwierigkeiten wird der Bahnverkehr 1972 leider eingestellt.
Im Bahnhof Mesocco steigen die Passagiere auf das Postauto um, welches sie in abenteuerlichen Fahrt über den San Bernardino bringen wird. Es ist eine sorgfältig kombinierte Aufnahme, nebst den Postautoreisenden steht auch die Dorfgemeinschaft und das Eisenbahnpersonal dem Photographen Pose.
Jahre später, um 1970 wird dieses private Photo bei der Einfahrtsweiche in Mesocco aufgenommen. Zu dieser Zeit
hätte niemand gedacht, dass der Bahnbetrieb bereits zwei Jahre später eingestellt wer-den muss. Ein Unwetter hat kurz zuvor der Strecke stark zugesetzt und viele Passagen sind unbefahrbar. Die Repa-raturen sind zu kostspielig, man entscheidet sich auf den Transport mit den Bussen.
Alfredo Finzi gestaltet eine Übersicht-Ansichtskarte mit Dörfern aus dem Misox. Die wichtigen Stationen heissen: Mesocco, Soazza, Lostello, Cama, Grono, Roveredo. Lu-mino, Castione sowie Bellin-zona. Die Züge halten an
achtzehn Haltestellen. Der Bahnliebhaber interessiert
sich für den Triebwagen bei der Station Leggia und den Zug über die Moesa Brücke.
Das ist eine der wenigen kom-merziellen neueren Karte mit einem Zug der Mesocco Bahn.
Aufgenommen hat sie der be-kannte Fotograph Otto Fur-ter aus Davos. Unterhalb des
Dorfes Soazza verlässt ein Triebwagen der ersten Gene-ration mit Güterwagen den Bahnhof talabwärts in Rich-tung Bellinzona. Noch ist das Misox spärlich besiedelt, mit romantischen Dorfbildern und intakter schöner Natur.
Einer der fünf Triebwagen steht abfahrtsbereit an der Station Grono. Sie werden von 1907 bis 1909 von den Firmen Ringh und MFO ausgeliefert und haben für
39 Personen in der dritten und für 12 Personen in der zwei-ten Klasse Platz. 1942 werden die BCe 4/4 der Rhätischen Bahn übergeben. Grono ist übrigens das Tor
in das wilde Calanca Tal.
Eine weitere Übersichtskarte mit den verschiedenen Misoxer Ortschaften publiziert der Verlag Karl Künzli Tobler aus Zürich. Carl war ein Bahnliebhaber, hat er doch viele Ansichtskarten der Rhätischen Bahn, ins-
besondere aber der Engadin Bahn herausgegeben. Besonders gut gefällt mir die Aufnahme von Bellinzona, von dessen Bahnhof es sehr wenige Karten gibt. Die bekannteste Ansicht ist diejenige von Grono.
Tram Mendresiensis
Ich denke, das ist eine der seltensten Ansichtskarte meiner Sammlung. Die beiden Motorwagen No 4 und No 5 warten vor dem Dogana Svizzera auf Mitfahrende. Das Mentresiensis Tram verbindet seit 1910 den Bahnhof Chiasso mit der Ortschaft Riva San Vitale. Die Linie verläuft durchgehend auf den Strassen. Da nach dem 2ten Weltkrieg eine Totalsanierung unumgänglich gewesen ist, entscheidet sich die Verwaltung für einen Busbetrieb. 1950 wird der Trambetrieb eingestellt.
Maggiatal Bahn
Eine weitere noch heute attraktive Eisenbahn wäre diejenige im Maggiatal. Sie wird von 1905 - 1907 ge- baut und bleibt bis 1965 in Betrieb.. Während des Umbaus von Wechsel auf Gleichstrom im Jahre 1925 wurden hier sogar die beiden Rhätischen Bahn Dampfloks G 3/4 "Chur" und "Thusis" eingesetzt Noch heute sind einige Abschnitte des ehemaligen Trassees und eines Tunnels zu sehen.
Nach der Haltestation Ponte Brolla überquert ein gemischter Zug die Maggia und fährt parallel zur Strasse in Richtung Avegno. Er fährt weitere 27 Kilometer, bis er das Dorf Bignasco erreicht.
Das ist eine bekannte Aufnahme des Dorfes Bignasco mit dem Bahnhof und dem Triebwagens No. 3
Biasca - Acquarosso
1911 wird die 14 km lange Bahnlinie zwischen Biasca und der im mittleren Bleniotal gelegenen Ortschaft Acquarossa eingeweiht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich die Ferrovia elettrica Biasca - Acquarossa zufriedenstellend. Vor allem die Transporte für die in Dangio angesiedelte Schokoladenfabrik "Cima Norma" sind einträglich. Die 1940 und 1950 Jahre bringen einen Verkehrsaufschwung, doch dann verschlechtert sich die Lage zunehmend und 1973 wird der Bahnbetrieb definitiv eingestellt.
Eine schöne Aufnahme des Motorwagens No 1 vor dem Gotthardbahn Bahnhofgebäude in Biasca.
Auf dieser seltenen Aufnahme ist kurz nach der Bahneröffnung im Juli 1911 ein grosser Teil des Rollma-terials abgebildet. Das Unternehmen bestellt von der SWS uns BBC drei Elektrotriebwagen mit den Num-mern 1 bis 3. Die grün-weiss lackierten Fahrzeuge haben zwei der vier Achsen angetrieben; wäre es zum Bau über den Lukmanier gekommen, hätte man eine stärkere Motorisierung nachrüsten müssen. Es gibt acht Plätze in der zweiten und 24 in der dritten Klasse, dazu kommen weitere zehn Stehplätze. Alle Wa- gen verbleiben während der gesamten Dienstzeit nahezu im Originalzustand. Von den drei Triebwagen steht die No 3 einige Zeit als Denkmal am ehemaligen Bahnhof von Acquarosso, bevor er abgebrochen wird. Die Wagen 1 und 2 werden bereits 1973 verschrottet... und ja, einmal mehr muss leider die Story mit dem Bus erwähnt werden.