Dem Lago di Poschiavo entlang wird die Bahn auf die enge Uferstrasse verlegt. Ein eigenes Trassee zu bauen ist nicht sinnvoll, denn bis 1925 sind Automobile in Graubünden verboten. Der BCe 4/4 und die beiden Güterwagen erreichen in wenigen Augenblicken die kleine Station Meschina/Miralago.
Auch die Kuhherde treibt es in Richtung Meschina. Die Karte
stammt aus Dr. Buomberger's Eisenbahn Panoramakarten, sie ist auch einzeln erhältlich. Was auffällt: die Perspektive stimmt nicht Die Strasse befindet sich auf zwei verschiedenen Ebenen, das Trassee verschwindet links im Nichts und eine Fahrleitung gibt es auch nicht. Man kann es aber nicht abstreiten: diese An- sichtskarte hat Charme.
Langsam und vorsichtig kurvt der Zug gemächlich über die Stützmauern, weitere Kunst-bauten sind hier nicht nötig. Die Motoren- und Geräusche der an sich den Schienen reibenden Räder sind von Weitem hörbar. Schön spiegeln sich die Berge im Lago. Heute gilt hier: Bahn und Fussgänger gehören an den See, der restliche Verkehr fährt auf der neuen Kantonsstrasse ober-halb des Trassees.
Diese Ansichtskarte mit einer Dreifachtraktion südlich von Le Prese gefällt mir sehr gut. An vorderster Front fährt der BCe 4/4 No 2 Es ist ungewöhnlich, dass ein Zug mit 3 Triebwagen bestückt ist. Die geschwungenen Fahrleitungsmasten sind auf der Seite der Berge angebracht, so haben die Gäste den freien Blick auf den See
Praktisch an der derselben Stel-le fährt der BCe 4/4 No 3 in Richtung Tirano. In der Mitte der Karte ist ein kleiner Teil des ehemaligen Grandhotel Le Prese zu erkennen. Es wird 1857 er-baut und gilt lange als die beste Adresse im Puschlav. Ende des letzten Jahrhundert verkommt es in einen desolaten Zustand, bis die Bänkerfamilie Sarasin das Hotel erwirbt und zu einem Bi- jou restauriert
Die Pfarrkirche von Le Prese steht im Dorfzentrum. Sie ist dem heiligen Franziskus von Asisi geweiht. Der Glockenturm
ist noch ein Original von 1680, der Rest der Kirche wird 1939 abgerissen und neu aufgebaut. Neben dem Portal ruckelt der Triebwagen BCe 4/4 No. 1,
gemütlich der engen, staubigen Strasse entlang.. Soeben hat er noch ein Eselgespann überholt.
Weiter fährt die Berninabahn durch schöne farbige Blumen-wiesen dem Berninapass entge-gen. Im Tal sind solche Wiesen nicht mehr zu bestaunen, aber oberhalb von Poschiavo konnte ich solche auf einer Wanderung bewundern, traumhaft schön.
Ein schlichter gemischter Zug befindet sich an gleicher Stelle und ist unterwegs in Richtung Lago di Poschiavo. Im Hinter-grund ist das weisse Gebäude der Direktion der Kraftwerke Brusio erkennbar. Bei genauerem Hin- schauen ist am Berghang das neue Trassee der Bernina Bahn sichtbar, von dem her wurde diese Ansichtskarte in den Anfangs-jahren der Bahn aufgenommen.
Einige Minuten später erreicht die Bernina Bahn die weitläu-figste Gemeinde im Puschlav: Poschiavo. Ihr Gebiet reicht von Meschina bis hoch zum Ospizio Bernina. Nach der Eröffnung um 1908 ist vorerst Endstation, 1910
wird dann die Linie vom Norden her eröffnet. Im Depot mit an-gegliederten Werkstätten werden
die Triebwagen unterhalten.
Die Bahnhofsanlagen befinden sich auf Wunsch der Gemeinde und aus geologischen Gründen ausserhalb des Dorfzentrums.
Noch sind die Felder unbebaut. Das Restaurant, welches noch heute steht, gehörte schon da-
mals zum Bahnhof Ensemble.
1962 ersetzt die BB den ur-sprünglichen Bahnhof durch einen Neubau (architektonisches Desaster), das Depot wird von 1969 - 1972 erweitert.
Die ehemaligen Bahnhofsanlagen mit dem Aufnahmegebäude, Güterschuppen, Restaurant und Depot.